Sommerzeit ist Enkelzeit

Die Großeltern-Kolumne

Sommerferienzeit ist Enkelzeit, zumal wenn die Bande in alle Himmelsrichtungen verstreut lebt. Wenn die Eltern anrufen und fragen: „Wann dürfen die Kids zu euch kommen?“, dann zücke ich meinen Terminkalender und trage in Absprache mit dem Opa in großen Buchstaben „ENKELZEIT“ ein. In der Zeitung halte ich Ausschau: Wo gibt es Angebote, die Kinder herausfordern und ihnen auch Spaß machen? Das kann zum Beispiel ein Barfußpark sein, ebenso ein Klettergarten. Auch Nachbarn können aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen wertvolle Anregungen weitergeben.

Mit einer alten Dampflok fuhren wir einmal miteinander an den Bodensee. Eine Schifffahrt haben wir auch schon genossen. Der Blick zum Himmel, das Staunen über die vielfältige Natur macht uns miteinander froh. Wenn der Sommer so beständig warm ist, wie wir es in unseren Breitgraden erlebt haben, dann kann eine Wasserrutsche im Garten das Paradies sein. Das Juchzen und die Freude der Kids sind nicht zu überbieten.
Wenn wir miteinander in der Abenddämmerung auf der Terrasse gegrillten Fisch essen, der am Nachmittag mit Opa an einem Schwarzwaldsee geangelt wurde, da hört man nicht die Töne „Das mag ich nicht gerne“. Da platzt ganz liebevoll heraus: „Oma, das ist aber gut!“
Enkelzeit ist geschenkte Zeit, die uns Großeltern immer wieder dankbar werden lässt. Auch dankbar den Eltern gegenüber, die uns ihre kostbaren Schätze ausleihen und anvertrauen. Als unsere Tochter ihre beiden Jüngsten nach einer Woche „Urlaub bei den Großeltern“ abholte, rief der Jüngste beim Wegfahren winkend aus dem Auto heraus: „Tschüss, Oma, ich komme wieder!“
In der Küche lag auf dem Tisch ein Blatt, das er zuvor unbemerkt kreiert hat: „Schüss Oma, ich gib dir ein Kuss!“

Gerdi Stoll ist Autorin und Referentin, ihr Mann Claus-Dieter Stoll ist Dekan im Ruhestand. Die beiden haben elf Enkel und leben in Mötzingen bei Stuttgart.