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Dinge, die ich ändern kann

Die Stimmung im Raum ist angespannt. An mir kann das eigentlich nicht liegen: Ich habe niemanden angerempelt und nichts Böses gesagt. Vielleicht haben die anderen nur schlecht geschlafen – oder sie haben Probleme mit ihren Ehepartnern, Kindern oder Nachbarn. Eigentlich könnte ich also gelassen sein – bin ich aber nicht. Sollte ich etwas sagen, was die anderen auflockert? Aber was? Während ich mich manchmal für etwas verantwortlich fühle, was mit mir nichts zu tun hat, kenne ich auch das Gegenteil: Situationen, in denen ich denke oder sage: „Irgendjemand müsste mal … z. B. den Müll rausbringen.“ Statt einfach selbst dieser Jemand zu sein.

Wofür wir verantwortlich sind, wofür nicht (mehr): Mal liegt das auf der Hand, ein anderes Mal ist es gar nicht so leicht herauszufinden. Und noch komplizierter ist es manchmal, diese Erkenntnis auch umzusetzen. Das bekannte Gebet des Theologen Reinhold Niebuhr bringt die Sache auf den Punkt: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Zu diesem Dreischritt geben die Artikel des Themenschwerpunkts „Unsere Verantwortung“ (LebensLauf 4/2019) konkrete Anregungen.

Dass das Thema „Verantwortung“ auch eine starke politische Dimension besitzt, rückte in den letzten Monaten immer mehr ins Blickfeld: Flüchtlingskrise, Klimawandel, Kriegsgefahr im Nahen Osten, Armut, Digitalisierung, gefährdetes Wirtschaftswachstum, extremistische Gewalt … So heißen nur einige der aktuellen Herausforderungen. Welches Problem am dringlichsten ist, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Und die Lösungsvorschläge der einen widersprechen oft den Zielen der anderen, z. B.: mehr (bezahlbaren) Wohnraum schaffen – oder weniger Flächen versiegeln, damit es seltener zu Überschwemmungen kommt?

Politiker müssen Risiken eingehen – ob ihre Entscheidungen richtig waren, zeigt sich oft erst im Nachhinein. Statt darüber zu schimpfen, können Christen für sie beten – und sich selbst einsetzen, wie Helmut Trommer, den die Wiedervereinigung vom „Sächsischen Gemeinschaftsverband ins Rathaus von Glachau gespült“ hat (Seite 42).

Viel Gelassenheit, Mut und Weisheit in den Herausforderungen Ihres Lebens wünscht

Ihre Agnes Wedell

Redaktion LebensLauf