Wenn der Boden wankt

Bis eben noch schien das Leben planbar. Natürlich gab es immer wieder schwere Herausforderungen, nicht jeder Versuch gelang. Aber man hatte gelernt, damit umzugehen, hatte sich Strategien angeeignet, um schließlich doch wieder auf einen grünen Ast zu kommen.

Aber nun ist alles anders: Ein geliebter Mensch ist gestorben, der Arzt verkündet die furchterregende Diagnose „Krebs – unheilbar“ oder der Ehepartner will sich scheiden lassen. Und plötzlich droht sich alles, was sicher schien, aufzulösen. Trägt der Boden, auf dem das eigene Lebenshaus steht, überhaupt noch?

Was in einer solchen Situation bestimmt nicht hilft, sind „aufmunternde“ Sprüche wie: „Die Zeit heilt alle Wunden!“ oder simpel gestrickte Rezepte nach dem Motto: „In sechs Schritten zur neuen Lebensfreude“. Einfach ist in einer solchen Krise gar nichts. Wer schnell über sie hinwegkommen will, verdrängt oft nur seinen Schmerz – und Patentrezepte, die für alle in allen Lagen gelten, gibt es nicht. Aber selbst kluge Gedanken können unpassend wirken.

Vom britischen Literaturwissenschaftler C. S. Lewis stammt folgender Ausspruch: „Gott flüstert in unseren Freuden, er spricht in unserem Gewissen; in unseren Schmerzen aber ruft er laut. Sie sind sein Megafon, eine taube Welt aufzuwecken.“ Voller Gewissheit hatte er diese Erkenntnis immer wieder verkündigt. Aber als seine Frau an Krebs starb, geriet er in eine tiefe Lebens- und Glaubenskrise. Und auch der biblische Hiob erkannte, nachdem er Besitz, Kinder und Gesundheit verloren hatte, wie wenig er bisher über Gott wusste: „Ich habe ohne Einsicht geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe (Hiob 42,3). Statt zu erklären, wozu das Leid gut ist und wie Sie es überwinden, regen die Beiträge dieses Themenschwerpunkts deshalb dazu an, der Trauer Raum zu geben (Seite 22ff.) und Gott darin wirken zu lassen (Seite 14ff., 26f.).

Ich wünsche Ihnen die Gewissheit, dass Gott an Ihrer Seite ist – in hellen, aber auch in dunklen Lebenssituationen.

Ihre Agnes Wedell

Redaktion LebensLauf