„Die traut sich etwas!“
Wenn ich es mir recht überlege, wirke ich vermutlich genau so auf Menschen: „Die traut sich etwas!“ Aber ist das so? Irgendwie schon, aber wie so oft im Leben hat es seine zwei Seiten. Einerseits probiere ich etwas aus, auch wenn ich noch nicht genau weiß, was dabei herauskommt. Im letzten Sommer haben wir zum Beispiel ein Stand-Up-Paddle gekauft. Ich habe es dann mal so eben auf dem Mittelmeer vor Kroatien eingeweiht.
Ehrlich gesagt war es aber ein eher kurzes Vergnügen, denn der Wellengang war heftiger als gedacht. Auch die ermunternden Zurufe des filmenden Ehemannes am Ufer machten es nicht besser: „Stand-Up-, mein Schatz, nicht Sit-Down-Paddle!“ Als ich dann mit nassem Hintern entlang der großen Jachten wieder ans Ufer gekommen bin, habe ich beschlossen, es vielleicht auf einem heimischen See bei weniger Seegang weiter zu probieren.
Bei anderen Projekten, die eher mit meinen verschiedenen Aufgaben zu tun haben, geht es mir manchmal genauso. Ich habe eine Idee, gehe munter darauf zu, und bin dann nicht sicher, ob es wirklich klappt. Dann meldet er sich, der fiese kleine Zensor in meinem Herzen: „Was, das willst du versuchen? Andere schon, aber du?“ Und es kostet mich dann wirklich Kraft, weiterzumachen. Was mir dabei hilft, sind oft Menschen in meiner Umgebung, die mich ermutigen: Freundinnen, mein Mann – inzwischen auch unsere erwachsenen Kinder. „Das hört sich doch gut an! Da musst du unbedingt weitermachen!“
So ist es mir zuletzt ergangen bei einem aktuellen Projekt, einem Psalmen-Lesebuch, das in Kürze bei der Deutschen Bibelgesellschaft erscheint: „Das Glück sucht uns“. Und jetzt ist es fast fertig. Warum ich Ihnen das erzähle? Von außen betrachtet sehen manche Dinge so leicht aus, während man selbst sich abkämpft. Und wie gut tut es mir, wenn andere es zugeben: „Das fordert mich heraus und fällt mir nicht so leicht.“ Es macht verletzlich – lässt uns aber näher zusammenrücken. Die amerikanische Soziologin Brené Brown schreibt dazu in ihrem Buch „Verletzlichkeit macht stark!“: „In einer Welt, in der Versagensangst den meisten Menschen zur zweiten Natur geworden ist, erscheint Verletzlichkeit als gefährlich. Doch das Gegenteil ist der Fall: Verletzlichkeit ist die Voraussetzung dafür, dass Liebe, Zugehörigkeit, Freude und Kreativität entstehen können“.
Dieser Text von Christiane Rösel stammt aus LebensLauf 3/23.
„Das Glück sucht uns“ ist ein Lesebuch mit 12 Psalm-Texten, aufbereitet und in unterschiedlichen Übersetzungen. Sie können es auf der Seite der Deutschen Bibelgesellschaft bestellen.