Auferstehung – mehr als ein Wunschtraum?

Jesus ist auferstanden! Und auch wir werden auferstehen. Diese Gewissheit feiern Christen nicht nur an Ostern. Wie sie das ganze Leben prägt, erläutert Wolfgang Kraska.

Der Gedanke an ein Leben nach dem Tod ist für viele grundsätzlich inakzeptabel oder zumindest verdächtig. Handelt es sich dabei nicht nur um ein Wunschdenken des Menschen, der nicht sterben möchte und deshalb seine Sehnsüchte an den Himmel projiziert? So hat es Ludwig Feuerbach (1804-1872), der Begründer der modernen Religionskritik, unterstellt. Das mag im Blick auf viele Formen von Religion tatsächlich zutreffend sein. Der Ausgangspunkt der Bibel ist aber ein ganz anderer, weil es in ihr zunächst gar nicht um den Menschen und seine Interessen, sondern um Gott und seine Ziele geht.

Weil Gott es so will!

Erinnern wir uns an die Aussage des letzten Beitrags: Es gibt für uns ein Leben hier auf dieser Erde, weil Gott die Erde und uns Menschen wollte. Aus dem gleichen Grund gibt es für uns eine Zukunft in der neuen Welt Gottes: Weil Gott diese Zukunft für uns und mit uns will. Gott beabsichtigt, eine neue Welt zu schaffen und diese mit Menschen zu besiedeln, die bereits auf der alten Erde als seine Kinder gelebt haben. Diese neue Welt wird kommen, weil der Schöpfer ein weiteres Mal spricht und Dinge in Bewegung setzt, die sich niemand von uns auch nur annähernd vorstellen kann. Einen kleinen Vorgeschmack haben wir allerdings bereits: Ostern – die Auferstehung Jesu von den Toten. Sie ist ein geheimnisvoller Hinweis darauf, wie auch wir in die Lage versetzt werden, in der ganz anderen Welt Gottes zu existieren.

Das meiste über die Auferstehung und das neue Leben wissen wir erst aus dem Neuen Testament. Durch das Sterben und die Auferstehung von Jesus werden neue Fakten geschaffen. Der geheimnisvolle Knoten unserer Herkunft und Zukunft beginnt sich zu entwirren und zu lösen. Schon immer scheint die Menschen die Frage bewegt zu haben, wie sich das wohl anfühlt, nach dem Tod einen neuen Leib zu haben. Wie wird er aussehen, und wie wird er beschaffen sein? Wie viel Ähnlichkeit wird er mit dem diesseitigen Leib aufweisen?

Wie sieht der neue Leib aus?

In 1. Korinther 15 geht Paulus auf diese Frage ein und schreibt: „Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen und mit was für einem Leib werden sie kommen?“ (Vers 35) In den folgenden Versen legt er dar, dass es beim neuen Leib nicht einfach um die Wiederbelebung von Leichen geht. Der neue Leib ist etwas völlig anderes als der alte. Mit mehreren Bildern führt Paulus seinen Zeitgenossen das vor Augen: Fische haben andere Körper als Vögel, und der Mond ist etwas anderes als die Sonne.

Schließlich verwendet Paulus das Bild des Samens, der nach seinen Worten stirbt“, damit anschließend etwas völlig anderes, nämlich die neue Pflanze, entsteht. Botanisch gesehen hinkt der Vergleich, wie wir heute wissen. Aber Paulus und seine Leser wussten, was gemeint war. Und auch wir können mit etwas gutem Willen durchaus nachvollziehen, was er mit den folgenden Worten sagen wollte:
„Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib.“ (1. Korinther 15,42-44)

Die beiden mittleren Vergleiche sprechen von der gewaltigen Verbesserung der „Lebensqualität“ für uns Menschen: Herrlichkeit und Kraft statt Niedrigkeit und Armseligkeit. Gerade für kranke und leidende Menschen, die sich schon geraume Zeit in Richtung Tod schleppen, ist dies eine wichtige Aussage voller Trost. Manchmal ist es sogar die einzige positive Aussicht, die einem von Schmerzen und Verzweiflung geplagten Menschen bleibt. Am Ende der Bibel wird beschrieben, worin der Unterschied zwischen unserer alten und der neuen Welt Gottes bestehen wird: Gott „wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit, keine Klage und keine Quälerei mehr. Was einmal war, ist für immer vorbei.“ (Offenbarung 21,4; GNB)

Unser Leib wird konvertiert …

Paulus sagt in der zitierten Stelle aus dem 1. Korintherbrief auch etwas über das innere Geheimnis der neuen Leiblichkeit: kein natürlicher und deshalb verweslicher Leib mehr, sondern ein geistlicher und
deshalb unverweslicher Leib. Der neue Leib ist nicht mehr vom Stoff dieser Welt, sondern geistlicher Art. Er besteht nicht mehr aus Molekülen und funktioniert nicht mehr nach den Regeln der Biologie und
Physik. Deswegen wissen wir letztlich nicht, wie die neue Leiblichkeit beschaffen sein wird. Unser Erfahrungshorizont ist ja nun einmal auf unsere diesseitige Welt beschränkt. Deshalb können uns auch die biblischen Texte nur sehr begrenzt beschreiben, wie es sein wird. Stattdessen sagen sie, was alles nicht mehr sein wird: kein Leid, keine Schmerzen, keine Tränen. Das ist doch schon eine Menge, oder?
Das ist aber noch nicht alles. Wir haben nämlich auch schon einen kleinen Einblick in das bekommen, was einmal sein wird. Es gibt bereits einen, der diesen neuen Leib hatte: Jesus Christus. Seine Auferweckung war Neuschöpfung aus dem „Stoff“ der neuen Welt, auf die wir warten. Das lässt sich auch an der Reaktion der Jünger beobachten. Nach der Auferstehung haben sie zunächst Mühe, Jesus zu erkennen. Er ist ihnen fremd und vertraut zugleich.

… in das Format der neuen Welt

Viel wichtiger aber ist die Frage, wozu wir überhaupt einen neuen Leib brauchen. Die Antwort lautet: Damit wir in der Lage sind, die Ewigkeit in Gottes neuer Welt zu verbringen. Wer dort dabei sein will,
muss verwandelt, das heißt, neu geschaffen werden. Ich gebrauche dafür gerne ein Bild aus der Welt der Computer: Wir müssen konvertiert werden in das Format der neuen Welt Gottes. Es geht nämlich um etwas Doppeltes: Durch den Tod von Jesus werden wir würdig, durch die Auferstehung werden wir fähig, in der Ewigkeit Gemeinschaft mit Gott zu haben.

Jesus ist der Prototyp des neuen Menschen, und wenn Gottes Stunde dafür da ist, wird die Auferstehung in Serie gehen und alle Menschen erfassen. Paulus schreibt: „Wenn wir nur für das jetzige Leben auf
Christus hoffen, sind wir bedauernswerter als irgendjemand sonst auf der Welt. Nun aber ist Christus vom Tod auferweckt worden, und als der erste Auferweckte gibt er uns die Gewähr, dass auch die übrigen Toten auferweckt werden.“ (1. Korinther 15,19-20; GNB) In der Auferstehung von Jesus Christus wird uns vor Augen gestellt, was auch uns erwartet. Deshalb ist Ostern für Christen solch ein wichtiges und fröhliches Fest.

Weit mehr als eine theologische Diskussion

Viele sagen, die angebliche Auferweckung eines Toten habe nie wieder stattgefunden, sei also eine bloße Behauptung. Aber was beweist das? Lassen wir uns einmal auf ein Gedankenspiel ein. Wenn es überhaupt einen Gott gibt, müsste er zumindest der Schöpfer der Welt, der Erfinder der Naturgesetze sein. Wenn man diesen Satz bejaht, dann gilt auch, dass Gott selbst nicht ein Teil seiner Schöpfung und ihren Gesetzen nicht ausgeliefert ist, sondern souverän über seiner Schöpfung steht. Die Auferweckung Jesu ist der Schöpfung durchaus vergleichbar: Gott greift noch einmal ein und schafft Neues, bisher Einmaliges, weil er Anlass dazu sieht. Wieso sollte dem Schöpfer so etwas unmöglich sein (1. Mose 18,14)? – Ich kann deshalb, ohne mich intellektuell zu verbiegen, an diese Aussagen glauben.

Mir ist es völlig klar, dass sich der Glaube an die Auferstehung nicht herbeiargumentieren lässt. Ich kann und will Sie nicht davon überzeugen. Es geht mir vielmehr um den Trost und die Hilfe, die durch die Auferstehungshoffnung gerade in das Leben von Senioren hineinkommen kann. Und die wünsche ich Ihnen und mir von Herzen. Wir haben Zukunft bei Gott, und das ändert unser Leben wie auch unser Sterben.

Wie bekommt man Gewissheit?

Es wird bei uns nicht anders gehen als bei den ersten Jüngern damals. Nicht das leere Grab und nicht die Erscheinung der Engel gaben den Ausschlag, sondern nur die eigene Begegnung mit dem lebendigen Herrn. Wir können Jesus bitten: Wenn es dich wirklich gibt, öffne auch mir die Augen. So wie bei den Jüngern damals. Ich will dir vertrauen und dir nachfolgen! Wo wir offen sind und bereit, unser Leben an ihm auszurichten, wird er sich zu Wort melden, uns korrigieren und ermahnen, helfen und ermutigen. Stück für Stück wird unser Leben geformt, denn der auferstandene und lebendige Jesus hinterlässt erkennbare Spuren und prägende Erfahrungen.

Ich weiß: Das ist etwas anderes, als die Jünger es damals erlebt haben. Aber auch dieses Einwirken Jesu auf unser Leben ist eine übernatürliche Erfahrung und somit weit mehr als ein psychologisch erklärbarer Vorgang. Und wo wir ihn heute erleben – obwohl er doch schon vor fast 2.000 Jahren hingerichtet wurde – erfahren wir etwas von der Wirklichkeit der Auferstehung, die auch uns gilt. Mir jedenfalls macht das Mut, zuversichtlich das Alter zu gestalten.

 

Zum Nachdenken und zum Gespräch

Klärung

Welche Aspekte waren für Sie besonders wichtig – oder auch für besonders fragwürdig?
Wie schwer fällt es Ihnen, an die Auferstehung von den Toten zu glauben? Beschreiben Sie Ihre derzeitige Position mit folgender Skala:
1 = An meine eigene Auferstehung von den Toten zu glauben, ist mir einfach nicht möglich.
10 = Die Hoffnung auf die Auferstehung ist für mich selbstverständlich und sehr real.

Vergewisserung

Was bewegt Sie am Ende dieses Beitrags?
Wofür können Sie danken? Um was wollen Sie Gott bitten?

Hoffnung

Was trägt Sie durch im Prozess des Alt-Werdens?
Wie wirkt sich die Hoffnung auf die Auferstehung dabei aus?

Dieser Text von Wolfgang Kraska stammt aus LebensLauf 4/21. Weiterführende Gedanken zum Thema, wie die Ewigkeit schon heute unseren Blick auf die Welt verändern kann, finden Sie in seinem Artikel „Hoffnung und Erkenntnis“ in LebensLauf 5/23.