Gott loben mit Tanz

Es war vor vielen Jahren in einer Fußgängerzone: Eine Kindergruppe sang Lobpreislieder und untermalte die gesungenen Texte mit einstudierten synchronen Bewegungen. Es rührte etwas tief in mir an, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als es ihnen gleichzutun. Allerdings waren es Kinder, ich dagegen schon jenseits der Vierzig. Eine meiner Nichten brachte mir hinter zugezogenen Gardinen – es war mir peinlich! – einige dieser Bewegungen bei. Bald fand ich in unserer Gemeinde interessierte und mutige Menschen, die sich darauf einließen. So fanden wir passende Gesten zu geistlichen Liedern, die wir im Gottesdienst vortrugen.

Bewegungen ohne Vorgabe

Inzwischen bin ich Tanz- und Bewegungstherapeutin und habe mit unterschiedlichsten Gruppen gearbeitet. Ich studiere keine Bewegungen mehr ein, sondern lege meinen Schwerpunkt auf den freien Tanz. Es liegt mir daran, mit Menschen ins körperliche Erleben zu gehen – egal, ob sie tänzerische Ambitionen oder Vorkenntnisse haben.
Mit anderen Worten: Wir lassen die Bewegungen entstehen, ohne jeden Druck, ohne strikte Vorgabe. Bewegung setzt etwas in uns frei. Wir dürfen als geliebte Kinder unseres Gottes vor Ihm sein. Ob traurig oder froh: Wir werden von ihm berührt und finden auf diese Weise in ein natürliches Gotteslob hinein. Manchmal wähle ich geistliche Lieder, oft aber auch nur instrumentale Stücke, die ich einspiele. Manchmal sind es auch biblische Texte und Erzählungen, die uns Tänzer in Bewegung bringen.

Späte Entdeckungen

„Ich bin schon 70 Jahre alt und habe noch nie in meinem Leben getanzt.“ Mit diesen Worten begrüßte mich ein Mann zu Beginn eines Workshops. Am Anfang wirkte er unbeholfen und steif. Zum Ende hin hüpfte er wie ein ausgelassener kleiner Junge durch den Raum. Es war herrlich anzusehen. Mit Tränen in den Augen verabschiedete er sich: „Das war wunderbar. Warum nur habe ich so lange damit gewartet?“

Dieser Text von Ille Ochs ist zuerst in LebensLauf 2/24 erschienen.