Wunschziel: Ruhe

In unserer turbulenten Welt ist es oft gar nicht einfach, wirkliche Ruhe zu finden. Lesen Sie, was andere Menschen in ihrem Alltag (un)ruhig werden lässt.

Wichtiges geschieht in Ruhe

Ein weiser Rat ist, den Ruhestand frühzeitig vorzubereiten. Das habe ich praktiziert und mir unter anderem vorgenommen: Nachdem  das Arbeitsleben voll mit Terminen und Stress war, soll sich das im Ruhestand ändern – soweit dies möglich ist! Gelegentlich hörte ich Sprüche von anderen in dieser Lebensphase: „Ich habe im Ruhestand mehr Termine als vorher. Ich bin Ren(n)tner.“ Ist das ein wünschenswertes Ziel? Ich sage offen: für mich nicht.
Der Schöpfungsbericht bringt ein sehr überraschendes Wort (1. Mose 2,2-3): „Gott ruhte von seinen Werken.“ Dass wir Ruhe viel zu verkürzt verstehen, zeigt der Satz vorher: „Am siebten Tag vollendete Gott sein Werk, das er gemacht hatte.“ Also passieren in der Ruhe Gottes auch sehr wichtige Dinge!
Wenn Gott eine solche Ruhe praktiziert, dann benötige ich sie doppelt. Und da wir sicher sein können, dass Gott nur sehr sinnvolle Dinge macht, ist auch klar: Wir verpassen viel, wenn wir auf diese Ruhe Gottes, die für uns genauso gilt, verzichten. Aber lasst uns das vor allem positiv ausgedrückt festhalten: Wir gewinnen viel, wenn wir uns dadurch beschenken lassen!

Arthur Klenk

 

Kann Ruhe produktiv sein?

Ich merke, dass ich innerlich unruhig werde, wenn ich mir zu viel vorgenommen habe und zu oft nicht geschafft habe, Nein zu sagen. Irgendwann stelle ich dann fest, dass meine Zeit nicht reicht, um alles mit der Sorgfalt zu erledigen, wie ich es eigentlich gerne tun würde. Und der Gedanke daran, dass ich dem Anspruch, den ich an mich selbst habe, nicht gerecht werde oder vielleicht jemanden enttäusche, dem ich mein Wort gegeben habe, verstärkt diese Unruhe.
Theoretisch weiß ich, dass in solchen Situationen ein stiller Moment sehr hilfreich sein kann, um dem Kopf eine Pause zu gönnen, einmal durchzuatmen und alles zu sortieren. Nur schleicht sich genau dann wieder der Gedanke ein, dass ich die Zeit, in der ich einen Spaziergang mache oder mich in den Garten setze, eigentlich viel produktiver nutzen könnte. Der Moment um mich herum kann also noch so schön sein, mein Kopf erlaubt es mir in solchen Situationen einfach nicht, abzuschalten.

Karin Fabrizius

 

Im Jetzt schon an das Morgen gedacht

Es ist mal wieder typisch: Ich habe die nächsten Tage einen wichtigen Termin, ein schwieriges Telefonat oder eine neue unbekannte Begegnung vor mir und ich werde unruhig. Bleibt Zeit, zur Ruhe zu kommen, denke ich fast ausschließlich an die Situationen, die vor mir liegen. Immer wieder durchdenke ich alle möglichen Ausgänge. Diese Gedankenspiralen rauben Kraft. Was mich zudem nicht mein Hier und Jetzt genießen lässt, sind die Probleme unserer Zeit: Krieg, Ungerechtigkeit, Klimawandel oder Armut. Ich sehe das Schöne dieser Welt und doch weiß ich um die kleinen und großen Katastrophen auf unserer Erde.

Wie kann ich es mir gut gehen lassen und Ruhe finden, wenn andere leiden? Manchmal löst schon diese Spannung meine Unruhe aus. Und wenn ich dann mal Ruhe habe, zu Hause im Wald oder im Urlaub am Meer, dann denke ich immer wieder: Johannes, präg dir diesen Moment ein – für unruhige Zeiten. Das hilft mir im Alltag zwar nicht, aber ich nehme die Momente in der Ruhe dann stärker wahr.

Johannes Schwarz