Verzicht tut gut

In meiner Kindheit reichte die Erdbeer-Saison von Ende Mai bis Ende Juni, während es Lebkuchen erst kurz vor der Advents- und Weihnachtszeit zu kaufen gab. Heute lässt sich das alles immer früher und länger genießen – oder zumindest essen. Denn diese Köstlichkeiten waren ein größerer Genuss, als sie nur für kurze Zeit zu haben waren und man danach fast ein ganzes Jahr wieder darauf warten musste. Dann endlich wieder in die erste Erdbeere, in den ersten Lebkuchen zu beißen, war ein Fest! Heute ist das für mich nicht mehr wirklich etwas Besonderes.

Nein, früher war natürlich nicht alles besser! Ich freue mich über das reichhaltige Angebot und darüber, dass viele Erfindungen und Entdeckungen uns das Leben inzwischen leichter machen. Aber das schließt ja nicht aus, neu zu entdecken und wertzuschätzen, was dem Leben früher Tiefe gab: zum Beispiel das Wissen, dass zum Leben nicht nur Zeiten der Fülle gehören, sondern auch Phasen, die von Mangel und Verzicht geprägt sind. Und dass Verzicht nicht immer etwas Schlechtes sein muss.

Das Motto unserer Gesellschaft „immer größer, immer mehr“ macht ja nicht wirklich glücklich. Und es führt letztlich in eine Sackgasse, weil wir die Erde, die Gott uns anvertraut hat, plündern, vermüllen und vergiften. Nutzen wir doch die Adventzeit zur Abwechslung mal nicht, um möglichst viele kalorienreiche Feiern hineinzupacken, sondern um Verzicht zu üben – und uns gleichzeitig darauf auszurichten, dass Jesus nicht nur vor 2.000 Jahren als kleines Kind in diese Welt geboren wurde, sondern dass er wiederkommen wird und dass Gott dann für alle sichtbar über diese Erde herrscht. Denn so waren die Adventswochen ursprünglich gedacht: als Fastenzeit. Danach kann man Gottes Gaben umso intensiver genießen.

Ich wünsche Ihnen eine erfüllte Zeit!

Ihre Agnes Wedell

Redaktion LebensLauf