Unruhige Zeiten

Schlafen Sie gut, gehen Sie entspannt durch den Tag und erledigen Sie konzentriert und ruhig, was gerade ansteht? Herzlichen Glückwunsch – das gelingt wohl nur Wenigen. Ruhe ist ein Mangelgut, nicht nur in dieser von Krisen erschütterten Zeit: Seit Monaten herrscht Krieg in Europa und auch die Spannungen zwischen China und dem Westen nehmen zu. Lebensmittel werden immer teurer, Energie sowieso und viele fragen sich, wie sie über diesen Winter kommen.
Und dann sind da ja noch Corona, ein überlastetes Gesundheitssystem sowie viel Ratlosigkeit. Ganz zu schweigen von den verschiedenen persönlichen „Baustellen“: eigene Krankheiten, Sorgen um die Enkel, Ärger mit den Nachbarn …
Aber auch an heiteren Tagen macht sich oft Unruhe breit. Bei denen, die sich in der Gemeinde oder im Ehrenamt engagieren, die den erkrankten Partner pflegen oder die Enkel betreuen. Aber auch bei denen, die dazu nicht mehr die Kraft besitzen, die zusehen müssen, wie Jüngere die wichtigen Entscheidungen treffen.
Unruhe ist auch eine Folge unseres Lebensstils: Die amerikanische Metropole New York hat den Beinamen „Die Stadt, die niemals schläft“. Denn auf ihren Straßen verlöscht das Licht nicht, immer ist etwas los. Aber auch im kleinsten Dorf kann man inzwischen dank Internet rund um die Uhr Filme sehen, sich mit Menschen auf anderen Kontinenten unterhalten – oder auch einen Artikel schreiben. Was dabei missachtet wird, sind die natürlichen Rhythmen: Sommer und Winter, Tag und Nacht, Arbeit und Freizeit. Unser Körper und unsere Seele leiden darunter.
Ein wichtiger Schritt, um Ruhe zu finden, ist also, sich wieder auf diese Rhythmen zu besinnen – und auf den, der sie uns gegeben hat. Dann erkennen wir außerdem, dass sich die Erde auch ohne uns weiterdreht, dass Gott sie in der Hand hat, nicht wir. Und dass wir uns ebenfalls in diese Hand fallenlassen dürfen.

Ich wünsche Ihnen die Erfahrung von Ruhe, Vertrauen und Geborgenheit.

Ihre Agnes Wedell

Redaktion LebensLauf