Tiefes Verlangen

Sehnsucht hat die unterschiedlichsten Gesichter: In jungen Jahren sehnt man sich danach, endlich erwachsen zu werden, selbst über das eigene Leben zu bestimmen. Und natürlich nach der großen Liebe, nach dem Lebenspartner, mit dem man Glück und Leid teilt. Wer diese Ziele erreicht hat, kennt sie aber weiterhin, die Sehnsucht: zum Beispiel nach Kindern, nach einem erfüllenden Familienleben oder nach Erfolg und Anerkennung. Im mittleren Alter sagen sich viele: „Das kann doch nicht alles gewesen sein, da muss es doch noch mehr geben!“ Diese „Midlife-Crisis“, eigentlich eine Sehnsucht nach Sinn, wird leider oft mit Ersatzbefriedigungen abgespeist. Im Alter sehnen sich viele dann nach den gesunden und unbeschwerten Jugendtagen zurück – oder nach einer besseren Zukunft im Himmel.

Sehnsucht ist ein wichtiger Antrieb, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen und, weil sie sich nie ganz stillen lassen, sich Gott zuzuwenden. Mit dem Themenschwerpunkt dieser Ausgabe laden wir Sie ein, sich intensiver mit Ihren eigenen Sehnsüchten auseinanderzusetzen – sie als Motor für Veränderungen zu nutzen oder sie zu hinterfragen.

In diesen Tagen (Mitte März) teilen die meisten Menschen weltweit eine Sehnsucht: Dass das neue Coronavirus Sars-CoV-2 bald besiegt oder zumindest eingegrenzt werden kann – und weniger Schaden anrichtet als befürchtet. Damit die Zahl der Infizierten nicht zu schnell steigt, wurde das normale öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt. Das trifft natürlich auch uns als LebensLauf-Redaktion. Zum Beispiel mussten wir das jährliche Treffen unseres Redaktionsbeirats absagen, bei dem wir normalerweise einen kritischen Blick auf die zurückliegenden Ausgaben unseres Magazins werfen und Ideen für die kommenden Hefte sammeln.

Wir alle sind gezwungen innezuhalten. Und darin liegt auch die Chance, zu hinterfragen, was bisher unseren Alltag bestimmt hat. Und worauf wir unser Leben gründen. Als Christen ist uns eigentlich klar, dass wir noch nicht einmal die nächste Minute sicher planen können, dass wir nicht in der Hand haben, was auf uns zukommt. Aber leben wir auch danach? Jetzt wird uns diese Wahrheit auf schmerzhaft-eindrückliche Weise vor Augen geführt. Ich wünsche Ihnen offene Augen für Ihre eigenen und für Gottes Möglichkeiten!

Ihre Agnes Wedell

Redaktion LebensLauf