Man fährt immer dahin, wo man hinschaut

Die Großelternkolumne

Wir haben eine Whatsapp-Gruppe mit folgenden Namen: „familie-rinks, was is’n los?“ So kommen Neuigkeiten, Fotos, Infos usw. immer direkt zu allen, da unsere Familie doch ziemlich weit verstreut lebt.

Gestern kam ein kleiner Film von Jana und Marc, auf dem zu sehen ist, wie unser 3-jähriger Enkel Liam Radfahren übt. Das heißt – lebensfroh, unternehmungslustig und quirlig wie er ist – muss er eigentlich gar nicht üben. Ausgestattet mit Helm und Velo tritt er selbstsicher in die Pedalen und saust einfach los. Der Platz ist groß und autofrei. Aber warum steuert Liam ausgerechnet auf den einzigen Laternenpfahl weit und breit zu. „Neeiiiin, halt!“ Zu spät, er trifft ihn genau und fällt um. Dabei hatte er doch freie Bahn, ganz klar. Er hat den Laternenpfahl als einziges Hindernis erkannt, wie das „Kaninchen vor der Schlange“, und ist wie hypnotisiert darauf zugefahren. Unser Sohn Sebastian postet in die Whatsapp-Gruppe: „Man fährt immer dahin, wo man hinschaut.“

Das stimmt tatsächlich, die Widrigkeiten und Hindernisse stellen sich so oft in den Vordergrund und versperren die Sicht. Verhindern den offenen Blick auf die Möglichkeiten und Ziele, die mir wichtig sind und die ich liebe. Und je öfter ich nur auf die Hindernisse starre, desto breiter machen sie sich. Manchmal plustern sie sich regelrecht auf wie Monster. Das tötet die Lebensfreude und das will ich nicht mehr zulassen.

Ich wäre gerne so ein lebensfroher Mensch wie Liam. Der lässt sich von dem einen blöden Laternenpfahl nicht unterkriegen, sondern steht auf und strampelt fröhlich weiter, neuen Abenteuern entgegen.

Ute Rink ist Musikerin (www.die-rinks.de) und lebt in Bergneustadt.