Das Wunder im Spiegel

Wer offene Augen hat, entdeckt in seiner Umgebung immer wieder Erstaunliches und Bemerkenswertes – Dinge, die nur auf den ersten Blick alltäglich und selbstverständlich scheinen. Dazu gehören nicht nur die Wunder der Natur; auch was Menschen – alleine oder gemeinsam – zu leisten im Stande sind – ist faszinierend: von den ägyptischen Pyramiden, über Michelangelos Deckenfresco in der Sixtinischen Kapelle und den Werken Johann Sebastian Bachs, bis zu den Möglichkeiten der digitalen Welt. Staunen bereichert das Leben, macht dankbar und glücklich. Der Themenschwerpunkt dieser Ausgabe enthält viele solcher Glücks-Momente, vor allem auf den Seiten 14 bis 18.

In Psalm 139 nennt der israelische König David ein weiteres wirklich bemerkenswertes Wunder: „Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl“ (Vers 14, ELB). Ich bin also ganz ausgezeichnet, einfach wunderbar!? Diese Sicht fällt mir oft schwer, zu offensichtlich scheinen mir die eigenen Fehler und Mängel. Aber Gott selbst urteilt, nachdem er den Menschen erschaffen hat, über sein Werk: „sehr gut!“ (1. Mose 1,31) Das gilt auch noch, seitdem die Menschen nicht mehr im Paradies leben.

Statt mich über meine Schwächen zu ärgern, will ich daher lernen, mich selbst als Wunder zu sehen und anzunehmen. Und ich lade Sie ein, dasselbe zu tun. Die Probleme sind damit nicht verschwunden, es ist wichtig, sich mit ihnen zu befassen und Lösungen zu suchen. Aber verlieren Sie dabei nicht den anderen Teil der Wirklichkeit aus dem Blick: Sie sind einzigartig! Also schauen Sie Ihr Spiegelbild nicht grimmig an, sondern lächeln Sie. Abgesehen von dem Umstand, dass ihr Spiegelbild zurücklächeln wird, hat das noch einen weiteren Vorteil: Ihre Gesichtsmuskeln senden an Ihr Gehirn das Signal, dass Sie glücklich sind, das Gehirn schüttet entsprechende Botenstoffe aus – und es geht Ihnen spontan ein wenig besser. Genial, oder?

Ein Geschenk, über das wir meiner Ansicht nach auch viel zu selten staunen, besteht darin, einem anderen Menschen zu begegnen, mich ihm oder ihr anvertrauen zu können, zu erleben, wie ich verstanden werde – und wie ich mein Gegenüber verstehe. Und, noch schöner: Wir können sogar Kontakt zu Gott, dem Schöpfer haben!

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in den folgenden Wochen noch viele Wunder entdecken – und darüber dankbar werden.

Ihre Agnes Wedell

Redaktion LebensLauf